Stimmen

Klaus Honnef


Eugen Gomringer erwähnt in einem Text über Peter Webers Werke, dass seine Methode des Faltens eine ganzheitliche Methode ist, die zwar ihren Stoff verändert, aber nicht in seine Substanz eingreift, weder partiell zerstört, noch zerschneidet. „es entstehen da Oberflächenvergrößerungen, formen Scheinformen, Scheingeflechte, die als einzelne gestalten anzusprechen sind und doch eben nur faltungen sind.“ (Gomringer). Die Signatur der Moderne hingegen ist der Schnitt, die Montage.

Die Methode des Faltens, die eine Methode unausgesetzter Integration ist, ohne die Kanten, die als Schnittstellen erscheinen, zu unterschlagen, weist sowohl voraus als auch zurück, hinter als auch vor die Moderne. Aus diesem Grunde ist es gar nicht falsch, in Webers Werk und den Arbeiten der Künstler vergleichbarer Haltung von einer Renaissance des klassischen Geistes zu sprechen. Ungeschadet äußerlicher Differenz sind die strukturellen Übereinstimmungen frappierend.


Marina von Assel


So funktionieren die Faltungen nur, weil in ihnen eigentlich keine Flächen, sondern besondere Körper von großer Ausdehnung in den ersten zwei Dimensionen, aber sehr geringer Ausdehnung in der dritten Dimension behandelt werden. Sie erscheinen als verkörperte Flächen. Nur in wenigen Materialien lassen sich diese ,Flächenkörper´ falten. Dabei bleibt die Diskrepanz zwischen dem Raum und der Fläche aber stets spürbar und wird im malerischen Aspekt der schattenwerfenden Falzlinien ebenso thematisiert wie in der gerade Beinahedurchsichtigkeit von HDPE.

Faltungen einer Fläche werden möglich in dem Moment, wenn ´Fläche´ und ´Raum´ nicht nur als gegeneinander abgesetzte abstrakte Definition einer gedachten Welt verstanden, sondern aus der Ideenwelt heraus und damit in eine reale Existenz überführt werden. So werden sie selbst zu Elementen der Dingwelt. Dann entfaltet sich im Wandel der Fläche zur Raumform das Material zum Mittler der Idee. Die abstrakten Gesetze der Geometrie werden in dieser paradoxen Welt aus Fläche und Raum zur konkret erlebbaren Wirklichkeit. Sinn und Sinnlichkeit gehen Hand in Hand.


Klaus Peter Dencker


Man sollte aber bei allem nicht vergessen, dass für Peter Weber aus meiner Sicht etwas ganz Elementares wichtig ist: das Ausprobieren, um nicht zu sagen, das damit auch immer verbundene spielerische Moment der Aneignung und Ordnung.

Der Künstler als homo ludens – das Publikum als Partner. So gesehen sind Peter Webers Arbeiten vor dem Hintergrund mathematischer Prinzipien spielerisch entstandene Spielobjekte des Geistes und der ästhetischen Anschauung, sinnliche Metaphern von Gesetzmäßigkeit.


Wita Noack


Peter Webers Interesse richtet sich dabei aber nicht auf das Individuelle, sondern auf eine überindividuelle, objektive Gestaltung. Der Künstler setzt sich damit ab von der Beliebigkeit der individuellen Kreativität, die nur dem subjektiven Geschmack unterliegt. Er bietet uns, den Betrachtern ein ästhetisches Modell zur Erkenntnis der Welt, zur Wahrnehmung beispielsweise von Raum.

So wird unser Sehen durch die Wahrnehmung der Differenzen in den Faltkanten sensibilisiert. Perspektivandeutungen zeigen, dass das Sehen auch eine räumliche, sogar körperliche Erfahrung ist. Die von Weber erfundenen Kunstwerke geben uns die Möglichkeit unser „In-der-Welt-sein“ neu zu verstehen. Sie sind ein Geschenk, eine Gabe, an uns.


Eugen Gomringer


falten ist eine tätigkeit, die wir in gegensatz zum teilen und zerteilen sehen. wer faltet geht immer von einem ganzen aus und belässt dieses ganze als solches. wer faltet, dem entstehen unter der hand neue formen. das falten ist eine alte praktische methode, dinge zu verändern ohne sie zu zerstören.

im gegenteil, ihnen hohen ästhetischen zugewinn zu verschaffen. peter weber hat das richtige material für die richtige methode oder für die richtige methode das richtige material. falten ist eine eigenständige gestaltungskomponente. man kann nur falten, was sich falten lässt.


Bettina Textor


Parallelen zu den Objekten der Ausstellung liegen auf der Hand: Durch Falzung und Drehungen wird die Ausgangsform, z.B. ein Quadrat, bis zur Unkenntlichkeit verwandelt, bleibt aber dennoch als imaginäres Formelement vorhanden. Diese Variation nachzuvollziehen, ist Aufgabe des Betrachters:
Anscheinende Unregelmäßigkeiten mancher Faltungen entpuppen sich als Ergebnis eines stringenten Entwicklungsprozesses.

Geschlossenheit zeigt sich auch im Umgang mit dem Material: Weber arbeitet alle Faltungen aus einem Stück und verzichtet bewusst auf jegliche Materialschnitte und Einfügungen. Dadurch bildet jedes Objekt trotz der „Vielfalt“ eine Einheit.